Andacht
Gedanken zum Monatsspruch April aus dem Kirchenbrief der Blumhardt Kirchengemeinde von Pfarrerin Pia Rübenach
„Brannte nicht unser Herz … - als ER mit uns redete ?“ (Lukas; Kap. 24)
Es gibt diese Augenblicke, in denen unser Herz Feuer fängt. Da spürst du, dass du noch am Leben bist. Da begegnet uns jemand und wir haben das Gefühl, dass sich die Bruchstücke zu einem Ganzen fügen. Da wird der rote Faden sichtbar, der mein Leben durchwebt. Oder die Wiederholungen werden endlich klarer, die sich durch mein Handeln schlängeln. Oder die Not, Gefühle nicht lesen oder äußern zu können. Und da kommt da jemand, geht ein Stück mit, hört aufmerksam zu, bietet keine flachen Sprüche. Er geht ein wenig mit, hält es aus und mit Abstand und Nähe löst er, was mich trifft. Ich darf verstehen – auch mich selbst und woran ich glaube.
In Krisenzeiten sind wir geschwächt. Und nur in Krisenzeiten sind wir bereit, unser Leben zu verändern. So ist der Mensch. Wenn alles läuft, dann läuft auch der Mensch. Wenn es nicht läuft, hält er am besten an. Kleine Erinnerung: Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. So ist es auch in der Bibel. Zwei Freunde sind unterwegs. Sie sind in einer Krise: Jesus, ihr Freund und Lehrer, ist am Kreuz gestorben. War es Liebe? Der Tod schüttelte sie durcheinander. Sie sehnen sich zurück, wollen behalten, woran ihr Herz hing. Die Bilder sind da, die schönen Augenblicke am See und beim Essen mit ihm. Wenn er mit ihnen sprach und sie ansah, und sie wussten: Es ist gut. Die Trennung von ihm und der Tod machen jetzt alles zur Erinnerung.
Alles wird schwächer, eben blasser, und sie versuchen sich zu vergewissern, dass Jesus wirklich ein Teil ihres Lebens war. Sie sind glücklicherweise gerade zu zweit. Das hilft und sie reden. Wer redet, kann besser heilen. Wer sich einbetoniert, kann sarkastisch werden. Die beiden reden miteinander. Ihre Köpfe scheinen gesenkt. Einer tritt hinzu und begleitet sie unerkannt.
Er hört zu.
Was für eine Geschichte in der Bibel! Jesus begleitet seine Freunde als der Unbekannte und Auferstandene. In der Traurigkeit und Angst gefangen, können sie ihn nicht erkennen. Wie sich das wiederholt. Die Angst lockt dich nach innen und hält dich gefangen wie einen Elefanten am Holzpflock. Noch heute. „Angst essen Seele“ hieß treffend ein Film. Jesus scheint sich einzufügen, geht mit ihnen. In Bewegung geht es leichter.
Auch ihr Gespräch. Reden und Laufen, um der Lähmung zu entgehen. Sie gehen ein großes Stück miteinander. Vermutlich merken sie gar nicht, wie viele Schritte und Kilometer sich aneinanderfügen. Die beiden machen das und hören sich an, was der Fremde zu sagen hat. Er fügt scheinbar zusammen, was sie erlebt haben, bis hin zum Tod. Es wird wie ein großes Bild. Ihr Bild. Endlich dürfen sie das Ganze sehen und verstehen. Endlich darf die Traurigkeit Größeres freigeben. Durchatmen, Luftholen und ein brennendes Herz erleben. „Lass es Liebe sein“, sang die gerade verstorbene Sängerin Anna von Rosenstolz.
Brennende Herzen haben mit Liebe zu tun. Entflammt oder entbrannt zu sein für etwas. Wer für etwas glüht, kennt die Kraft, die dahinter ist. Wer überzeugt ist von dem, was er macht, hat volle Segel. Ab und zu gibt es diese intensiven Augenblicke und sie sind schön. Vielleicht ist es eine Kunst, so Schönes ins Leben zu lassen. Ohne die Angst, es gleich wieder zu verlieren.
Verlassen wir uns auf das Herz? Unser Herz schlug schon, bevor wir denken konnten. Die beiden Freunde tun es, glaube ich. Sie erkennen, dass es Jesus war, der sich zu ihnen gesellt hatte in Wort und Nähe. Brot und ein brennendes Herz lässt Jesus ihnen an diesem Abend. Für sie war das so eindrücklich, dass sie noch am Abend nach Jerusalem zurückliefen, um den anderen Freunden davon zu erzählen.
Die Nachricht, dass es Liebe für Jesus ist, Halleluja!
Ihre Pia Rübenach mit frohen Osterwünschen
