Andacht
Gedanken zum Monatsspruch Juli aus dem Kirchenbrief der Blumhardt Kirchengemeinde
von Prädikant Dr. Gregor Ebneth
„Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott.“
(Philipper 4, 6)
Sorgt euch um nichts - Das ist verkürzt ein Satz aus dem eindringlichen Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi, geschrieben vor etwa 2000 Jahren – aus dem Gefängnis in Rom. Und diese Worte sind auch an uns heutige Christen, auch an die Gemeinde in Berlin-Britz, Buckower Damm, gerichtet.
Wie auch immer, klar ist doch, dass seine Aufforderung – Sorgt euch um nichts – nicht als Ermunterung für ein sorgloses, verantwortungsloses In-den-Tag-Hineinleben gemeint sein kann, dazu waren die damaligen Probleme und Sorgen der Menschen – und auch unsere heutigen – viel zu groß und ernst. Dass wir uns nicht sorgen, sondern vielmehr unsere Anliegen mit Gebet, Flehen und Danksagung vor Gott bringen sollen, meint ja keine dümmliche Sorglosigkeit, sondern eine grundsätzliche Haltung, die die großen Nöte und konkreten Gefahren um uns herum und auch unsere eigenen Ängste und Sorgen nicht ausblendet, sondern sie bewusst aufgreift und sehr ernst nimmt. Paulus ist es aber wichtig, dass wir uns von diesen Sorgen nicht erdrücken lassen, dass sie unser Leben nicht beherrschen dürfen.
Wenn wir unsere Sorgen im Gebet vor Gott tragen - auch verbunden mit dem Dank für alles Frohe und Ermutigende – bringen wir genau dies zum Ausdruck. Wir dürfen Gott danken für das Geschenk des Lebens, und dass er uns bewahrt, dass wir voller Hoffnung sein dürfen. In unser Gebet dürfen wir aber auch das einbringen, was uns ängstigt, was uns Sorgen macht; nämlich die Ängste in bedrohlichen Zeiten, die seelischen und körperlichen Beschwerden, die uns zu schaffen machen, die Trauer um Menschen, die nicht mehr unter uns sind, den Kummer über all das, was misslungen ist, was wir uns anders vorgestellt haben.
Wenn wir uns eben nicht von den Sorgen erdrücken lassen, sondern im Gebet alles vor Gott bringen, erst dann wird etwas möglich und eröffnet, was Paulus überaus wichtig ist, was wie ein roter Faden seinen Brief durchzieht: Freude, Lebensfreude!
Freude soll zu einer festen Lebenshaltung werden, die sich nicht verdrängen lässt von den Sorgen des Alltags. Freude stellt sich ein, wenn wir dankbar darauf schauen, wie Gott uns gnädig und liebevoll bewahrt und unser Leben reich und lebenswert macht; Lebensfreude schenkt. Und diese Freude ist mehr als nur eine vorübergehende Stimmung. Sie wird zu einer Lebenshaltung, die auch in schweren Stunden nicht einfach verfliegt, sondern tröstet und stärkt.
Eine solche Grundstimmung der gelassenen Freude, sie lässt sich eben nicht verordnen, sie wird erst möglich, wenn wir uns von den Sorgen nicht erdrücken lassen und sie muss getragen sein von der tiefen Gewissheit, dass Gott mit mir ist in meinem Leben und dass es – trotz allem Anschein – schließlich gut ausgehen wird mit dieser Welt, trotz alldem. Das ist die Freude darüber, dass uns nichts trennen kann von der Liebe Gottes in Jesus Christus, auch nicht in Besorgnis, Angst und Gefahr.
Ihr Gregor Ebneth
